Huntdown (Nintendo Switch) ist schwer, aber fair. Ich bin jetzt in der dritten von vier Welten angelangt, auf dem voreingestellten Schwierigkeitsgrad „Normal“. Um nichts zu spoilern sind alle meine Screenshots aus der ersten Welt. Die dritte Welt sieht grafisch noch um einiges besser aus. Das Spiel scheint mir sehr umfangreich zu sein. Jede der vier Welten besteht aus 5 Levels, mit vier Zwischenbossen und einem Endboss. Die Bosse sind kreativ gestaltet und haben interessante Bewegungsmuster. Zuerst erscheinen die Zwischen- und Endgegner hammerschwer. Aber mit etwas Übung lernt man die Bewegungsmuster und entwickelt eine Taktik, und dann wird es viel leichter. So muss es sein bei einem guten 2D Spiel, finde ich. Rondo of Blood, bei dem ich jetzt schon im vorletzten Level bin (siehe Bericht hier https://retrotext.coolatoms.org/castlevania-rondo-of-blood-pc-engine-cd-auf-mister/), ist da ganz ähnlich, vom Schwierigkeitsgrad her. Zuerst dachte ich, ich schaffe die Endgegner nie, jetzt kommen sie mir ganz leicht vor.
Huntdown ist ein Run and Gun mit herrlicher Pixelgrafik. Das Spiel ist der Knaller, ein Geschenk des Himmels für Liebhaber von Spielen wie Probotector/Contra. Die Grafik ist unglaublich detailliert. Wenn man schießt, fallen Patronenhülsen herunter, die bei der Shotgun anders aussehen, als bei der Pistole. Die Hintergründe sind toll und sehr abwechslungsreich. Die Explosionen und Animationen der Gegner und Schüsse sind auch super. Man kann sogar Löcher in die Wände schießen.
Die grün umrahmten Löcher im Screenshot habe ich selber in die Wand geschossen. So einen Detailgrad in Grafik habe ich noch nie bei einem 2D Spiel erlebt. Es gibt auch Wettereffekte wie Regen und Staub, die realistisch animiert sind. Ketten im Hintergrund bewegen sich, wenn man sie beim Vorübergehen streift. Im Wasser platscht es und man wird von der Strömung mitgezogen. In den Untergrundtunneln sieht man im Hintergrund Ubahnwagen vorbei fahren. In der Stadt sieht man den animierten Verkehr mit fliegenden Autos im Hintergrund. Wenn man Schaden nimmt, verändert sich sogar das Gesicht des Helden in der Statusanzeige.
Die Explosionen sind wunderschön. Wenn ein Auto in die Luft geht, fliegen die Autoteile und Reifen durch das Bild.
Zum Teil ist viel los auf dem Bildschirm, aber das Spiel ist auf der Switch immer 100% flüssig mit 60 fps.
Das Sounddesign ist ebenfalls extrem detailliert. Man hört jede Patronenhülse einzeln fallen. Wenn man aus einer hohen Höhe herunterfällt, dann landet man mit einem dumpfen Ton und die Kamera vibriert kurz. Bei kleineren Fallhöhen ist das nicht so. Es gibt hunderte von Sprüchen und witzige Sprachfetzen, die sich je nach Level und Situation ändern. Jeder der zwanzig Levelbosse hat eigene Sprüche. Der Stereoeffekt ist auch sehr originell: Er richtet sich nach der relativen Distanz zwischen Spielfigur und Tonquelle, nicht nach der absoluten Position der Tonquelle auf dem Bildschirm. Wenn meine Spielfigur sich von links nach rechts an Dampffontänen vorbei bewegt, dann wandert der Sound von rechts nach links, obwohl Dampf und Figur beide relativ weit rechts auf dem Bildschirm sind.
Die Entwickler haben in allen Aspekten nachgedacht und innoviert. Das gesamte Spiel wurde mit viel Liebe zum Detail erstellt. Hier waren Perfektionisten am Werk.
Die Schussgefechte erinnern mich sehr an Black Thorne. Man kann nämlich in schwarzen Hintergründen mit nach oben Deckung suchen. Man muss immer zur richtigen Zeit die Deckung verlassen, um zu schiessen. Das sieht auch ähnlich aus wie bei Black Thorne. Die Gegner gehen ebenfalls manchmal in Deckung, genau wie die Orks in Black Thorne. In dem letzten Bild unten bin ich selber in der Deckung. Diese Mechanik hat mir schon bei Black Thorne viel Spass gemacht. In Huntdown ist das Deckungsystem aber erweitert. Man kann auch hinter Fässern und Kisten in Deckung gehen. Obwohl das jetzt wie ein Deckungsshooter in 2D klingt, muss ich betonen, dass es sich sehr zügig spielt. Huntdown ist eher so wie Probotector, weniger so wie Uncharted. Der Spieler ist immer unter Druck, die Gegner preschen ständig nach vorne, anstatt sich minutenlang hinter Deckung zu verschanzen.
Im Gegensatz zu Probotector kann man in Huntdown nicht nach oben schiessen, nur gerade nach vorne und im Ducken. Dafür kann man aber Granaten, Äxte, und andere Fernwaffen schmeissen. Es gibt viele Waffen. Der Thumper gefällt mir am Besten. Das ist eine Art mobiler Mörser. Die “Pfump!” Geräusche beim Schiessen sind befriedigend. Auf jeden Schuss mit dem Thumper folgt dann das erwartete Explosionschaos mit viel Blut und Leichen.
Es gibt in jedem Level versteckte Koffer zum Einsammeln. Es macht einen Heidenspass, die Verstecke zu finden, während man sich durch die Level ballert. Manche Koffer werden von Gegnern getragen, die damit wegrennen. Man kann diese dann verfolgen, um ihnen den Koffer abzunehmen, bevor sie auf einem Motorrad oder Gleiter das Weite suchen. Die Koffer scheinen optionale Ziele darzustellen. Man kann sie also auch links liegen lassen.
Es ist einfach irre gut, dieses Spiel. Prädikat besonders empfehlenswert!
Bis zum nächsten Mal,
Euer rsn8887